Höhere Preise für Bilder auf Leinwand?
Nun ich habe ja schon über die Überlegungen zum Thema Preisbildung vorgestellt Begonnen hatte dieses mit der allgemeinen Aussage „Es gibt keinen allgemeingültigen Maßstab für Kunst – Preise werden gemacht.“ Ich hatte dann auch einige Informationen und eine Bewertung über Sinn und Unsinn des Programms TAX SIM– ein Simulationsprogramm für die Preise für Kunst zur Verfügung gestellt. In Zusammenhang mit der Simulation habe ich bisher zwei Fragestellungen diskutiert:
- Vergleich zwischen Hobbykünstler und Profi?
- Zahlt sich ein Kunststudium aus? Muss man Meisterschüler sein ?
Was mich weiterhin interessiert sind Aussagen zu dem Thema Aquarelle, Pastell. Nun auf diese Fragestellungen gibt das Programm leider keine Antwort, denn es werden folgende Möglichkeiten angeboten
- Öl oder Acryl auf Leinwand
- Öl oder Acryl auf Papier
- Öl oder Acryl auf sonstigem Material
- Gouache auf Papier
- Blei- / Farbstift auf Papier
- Druckgrafik (Auflage)

Nun was nahe liegend ist, wäre als Aquarellist die Wahl Gouache auf Papier. Aber da ich Aquarelle auf Papier und Leinwand male, habe ich mit den Varianten 1 und 2 die Simulation genutzt. Das Ergebnis war erschreckend. Das Programm warf mir als Ergebnis folgendes aus:
Wenn der bekannte 50jährige erfolgreiche freiberufliche Künstler mit Abschluss eines Kunststudiums und einer langen Ausstellungserfahrung von 25 Jahren
- ein Bild auf Leinwand malt – ergibt sich ein simulierter Preis von 1616
- das „gleiche“ Bild auf Papier malt – ergibt sich ein simulierter Preis von 808.
Ich wollte es kaum glauben. Ein Bild soll dadurch, dass der gleiche Künstler es in gleicher Technik auf Leinwand gemalt wurde, doppelt zu viel wert sein!!! Damit und ergeben sich Fragen über Fragen:
- Warum ist ein Bild auf Leinwand soviel mehr wert als auf Papier?
- Ist dieses in unserer Kultur so hinterlegt, ein hochwertiges Bild – ein Gemälde muss auf Leinwand gemalt sein?
- Was ist mit den alten Meistern und heutigen Künstlern, die z.B. auf Holzuntergrund malen?
- ….
Doch bevor ich die Kunstgeschichte bemüht habe, habe ich mir die Teilergebnisse der Simulation angeschaut. Das Programm bewertet mit Hilfe von 4 Faktoren für
- das Werkes,
- den Künstler,
- die Medien.
- den Ausstellungsbetrieb.
Die sich ergebende Frage lautet damit: Welche Auswirkungen hat der Maluntergrund (Leinwand oder Papier) auf für einzelnen Faktoren?
- Wertfaktor
- Bild auf Leinwand 840
- Bild auf Papier 420
- Künstlerfaktor
- Bild auf Leinwand 248
- Bild auf Papier 124
- Medienfaktor
- Bild auf Leinwand 296
- Bild auf Papier 148
- Faktor für den Ausstellungsbetrieb
- Bild auf Leinwand 232
- Bild auf Papier 116
Wenn der gleiche Künstler gleiche Bilder auf unterschiedliche Medien malt, sind für mich die Ergebnisse sehr zweifelhaft. Warum?
- Künstlerfaktor: Wird man nur dadurch, dass man auf Leinwand mit der gleichen Technik statt auf Papier, malt ein besserer Künstler?
- Medienfaktor: Werden die Medien dadurch, dass z.B. Bernhard Vogel seine Mixed Media Bilder statt auf Papier auf Leinwand malt, statt in einem kleinen Artikel auf vier Seiten in Hochglanz berichten?
- Faktor für den Ausstellungsbetrieb: Wird dann eine Ausstellung z.B. von Günter Grass doppelt so gut besucht, wenn er konsequent nur auf Leinwand malt?

Hieran wird keiner glauben. Oder?
Spaß bei Seite, dieses ist neben dem negativen Künstlerfaktor für einen Hobbykünstler der zweite elementare Bewertungsfehler des Programms.
P.S. Nehmen Sie meine Ausführungen hier mit einem Augenzwingern , wenn Sie wirklich wissen wollen, wie man Preise für Kunst macht, kann ich nur das Buch „Das kann ich auch! Gebrauchsanweisung für moderne Kunst“ empfehlen.
P.P.S. die obige Grafik habe ich mit Unterstützung von 123gif.de erstellt.
Wir haben hier mal unser Stetement dazu gepostet http://www.figunetik.com/2013/09/23/aktuelle-schaetzpreise-wie-ermittelt-man-den-preis-eines-kunstwerkes/
Danke für den Hinweis- Ich werde gleich mal stöbern gehen. Beste Grüße von der Ostsee nach Meißen – FRank