In der Kunsthalle Kühlungsborn wir eine neue Ausstellung mit Werken von Hanka und Frank Koebsch vorbereitet – alles Aquarelle“
.
Aus unserer Sicht ist es ein toller, informativer Artikel geworden. Doch sehen Sie selbst, hier ein paar Schnappschüsse vom Hängen der Aquarelle, der noch menschenleeren Kunsthalle und der Artikel von Antje Kindler in der NNN.
.
Blick auf die Kunsthalle Kühlungsborn in der Ostseeallee (c) Frank Koebsch (2)
Blick auf die Kunsthalle Kühlungsborn in der Ostseeallee (c) Frank Koebsch (1)
Vorbereitungen für unsere Ausstellung „Farbspiele“
Unkreative Tage zwischen Bilderrahmen und Büroarbeit
.
Plakat – Ausstellung Farbspiele von Hanka & Frank Koebsch in der Kunsthalle Kühlungsborn
Ich hatte vor etlichen Tagen unsere Ausstellung „Farbspiele“ in der Kunsthalle Kühlungsborn an gekündigt. Bereits vor dieser Ankündigung und all die Tage danach gab es kein Lebenszeichen von uns im Web. In den vergangenen Tagen brauchten wir einfach jede freie Minute für die notwendigen Vorbereitungen. Gestern am 16.03.2019 war es dann so weit, wir haben unsere Ausstellung eröffnet. Doch will ich hier im Netz der Reihe berichten. Also beginne ich mit den Vorbereitungen für unsere Ausstellung „Farbspiele“. Hanka und ich malen seit 20 Jahren und stellen seit vielen Jahren regelmäßig aus. Die Möglichkeit in der Kunsthalle Kühlungsborn, einem der renommiertesten Ausstellungsorte an der Ostsee unsere Aquarelle zeigen zu können, ist eine tolle Gelegenheit einen Überblick über Projekte und Ausstellungschwerpunkte aus den vergangenen Jahren zu präsentieren. Aber bevor man seine Bilder zeigen kann, gehören eine Vielzahl von ganz profanen Dingen zu einer Ausstellungsvorbereitung. Nach dem wir wussten, welche unserer Aquarelle wir auf welcher Wand der Kunsthalle Kühlungsborn präsentieren wollten, begann eine Inventur der vorhandenen Rahmen, Passepartouts und des notwendigen Kleinmaterials. Fehlendes Material musste bestellt werden. Als dann die bestellten Dinge wie Schneiderpuppen, Rahmen und neue Passepartouts geliefert wurden, glich unser Haus zeitweise einem Warenlager. Gleichzeitig wuchs die notwendige Büroarbeit für die Bestellung, die Buchhaltung, die Steuer, das Erstellen von Plänen, Listen, Preisschildern und und… Mit einem Mal wandelte sich der Inhalt eines ganz normalen Arbeitstages eines Aquarellisten und es wurde ein ganz alltäglicher Job wie für viele Selbstständige und Freiberufler aber nicht so, wie sich viele Menschen das Leben eines Künstlers vorstellen. Nach den Lieferungen hieß es dann, im Akkord Bilder rahmen. Wir wollten über 100 unserer Bilder präsentieren. Die kleinsten – die Miniaturen in Aquarell – haben das Format einer Postkarte und die großen Bilder präsentieren wir in Rahmen 70 x 100 cm. Um den Aufwand in Grenzen zu halten, haben sich Hanka und ich bereits vor Jahren auf Formate von Aquarellpapier, Passepartouts und Rahmen geeinigt. Bei der Rahmenauswahl beschränken wir uns auf zwei Firmen. In dem Bereich 30 x 40 cm bis 50 x 70 cm nutzen wir Aluwechselrahmen von Nielsen und bei Rahmen im Format 70 x 100 cm Magnetwechselrahmen von der Firma Halbe. Aber dieses war Routine für uns. Spannender war dann schon, der Umgang mit den Unikaten aus Stoffen, die nach unseren Aquarellen in dem Projekt „Die falsche Blume“ gestaltet wurden. Um die Garderobe aus dem Projekt mit Prof. Hermann August Weizenegger wirkungsvoll zu präsentieren hatten wir Schneiderpuppen geordert. Man lernt bei jeder Ausstellung etwas dazu. Am 12. März war es dann so weit, wir haben unsere Bilder zur Kunsthalle nach Kühlungsborn gebracht, vor die leeren Wände sortiert und ….
Doch halt, wie es weiter ging, darüber werde ich in den nächsten Tagen berichten. Hier ein paar Schnappschüsse von den Vorbereitungen für unsere Ausstellung „Farbspiele“.
Lieferung von Rahmen und Passepartouts (c) Frank Koebsch
Lieferung von Rahmen (c) Frank Koebsch
Ausstellungsvorbereitungen – Lieferung der Rahmen und Schneiderpuppen (c) Frank Koebsch (2)
Ausstellungsvorbereitungen – Lieferung der Rahmen und Passepartouts(c) Frank Koebsch
Nielsen Wechselrahmen (c) Frank Koebsch (2)
Lieferung von Rahmen (c) Frank Koebsch
Bilderecken (c) Frank Koebsch
Neue Passepartouts (c) Frank Koebsch (2)
Neue Passepartouts (c) Frank Koebsch (1)
Ausstellungsvorbereitungen – Lieferung der 70 x 100 cm und unsere Miniaturen in Aquarell (c) Frank Koebsch
Ausstellungsvorbereitungen – Lieferung der Rahmen und Schneiderpuppen (c) Frank Koebsch (1)
Ausstellungsvorbereitungen – unsere gerahmten Aquarelle (c) Frank Koebsch
Ausstellungsvorbereitungen -Rahmensortieren (c) Frank Koebsch
Luftpolsterfolie (c) Frank Koebsch
Ausstellungsvorbereitung – Leere Wände der Kunsthalle Kühlungsborn (c) Frank Koebsch
Leihgabe aus dem Projekt die falsche Blume (c) Frank Koebsch (1).
Ausstellungsvorbereitungen -Sortieren der Aquarelle der Sternzeichen (c) Frank Koebsch
Ausstellungsansicht – Die falsche Blume – Garderobe Oberteil aus Spitzenblumen, Weissfee GmbH, Sakkos, Weste, Cape aus Velours mit Digitaldruck, Rohleder Möbelstoffweberei GmbH, Foto Bonss momentphoto_de Ausstellung “ Die falsche Blume“ Foto: Bonss/ momentphoto.de
Leihgabe aus dem Projekt die falsche Blume (c) Frank Koebsch (2)
Die Ankündigung der Ausstellung Farbspiele von H&F Koebsch in der Kunsthalle Kühlungsborn (1)
.
Öffnungszeiten der Ausstellung von Hanka & Frank Koebsch in der Kunsthalle Kühlungsborn
Wenn Sie neugierig sind, wie die aktuelle Ausstellung aussieht, dann besuchen Sie doch in den nächsten Tagen die Kunsthalle Kühlungsborn, bevor ich den nächsten Artikel veröffentliche. Über ein Feedback würden wir uns sehr freuen. 😉 Für alle Interessenten hier die Öffnungszeiten für unsere Ausstellung.
Eine ganz großen Dank an Hermann August Weizenegger und DRESDENEINS.TV für die Bereitstellung der Fotos und des Videos von Ausstellung „Die Falsche Blume“.
Ich hatte als Vorlage die Seidenblume der Deutschen Kunstblumen Manufaktur Sebnitz, das Märchen von der falschen Blume und meine eigene Phantasie. In dem Märchen wird der Flussteufel nur einmal erwähnt. Hier ein paar Zeilen mit denen ich mein Aquarell des Sebnitzer Flussteufels vorgestellt habe:
„Nach einiger Überlegung habe ich mich dann entschieden, für die Teufelsblume mit harten Kontrasten darzustellen. Wenn die Blume Lore eine zarte, durchscheinende Darstellung verlangt, habe ich überlegt, welche Assoziationen es für die Teufelsblume geben kann. Meine Gedanken kreisten immer wieder um
widerstandsfähige, wehrhafte Pflanzen,
die zum Teil wuchern, ranken,
sich nicht so schnell ausrotten lassen,
…
wie die Hecke um das Dornröschenschloss, wie Disteln, …. mit Dornen, Stacheln mit harten Blättern und Ranken. So bin ich eine kontrast- und konturenreiche Darstellung gekommen.“
Die erste Blüte des Sebnitzer Flussteufels entsteht (c) Frank Koebsch (1)
Die erste Blüte des Sebnitzer Flussteufels entsteht (c) Frank Koebsch (2)
Die erste Blüte des Sebnitzer Flussteufels entsteht (c) Frank Koebsch (3)
Details der Blüte des Flussteufels enstehen mit Lasuren und Nass in Nass (c) Frank Koebsch (1)
Details der Blüte des Flussteufels enstehen mit Lasuren und Nass in Nass (c) Frank Koebsch (1)eufels enstehen mit Lasuren und Nass in Nass (c) Frank Koebsch (2)
Die Vielzahl der Details in der Blüte des Sebnitzer Flussteufels fesseln später das Auge (c) Frank Koebsch (1)
Die Vielzahl der Details in der Blüte des Sebnitzer Flussteufels fesseln später das Auge (c) Frank Koebsch (2)
Abgleich zwischen Aquarell und der Blume des Flussteufels aus Sebnitz (c) Frank Koebsch (1)
Abgleich zwischen Aquarell und der Blume des Flussteufels aus Sebnitz (c) Frank Koebsch (2)
Das Spiel von Lasuren und Verläufen im Aquarell des Sebnitzer Flussteufels (c) Frank Koebsch
Schritt für Schritt entstehen die Blüten des Sebnitzer Flussteufels (c) Frank Koebsch (1)
Abgleich der Farben der Blüte und der Blätter des Sebnitzer Flussteufels (c) Frank Koebsch
Schritt für Schritt entstehen die Blüten des Sebnitzer Flussteufels (c) Frank Koebsch (2)
ganz langam füllt sich das Blatt mit den Blüten des Sebnitzer Flussteufels (c) Frank koebsch
Immerwieder der Abgleich der Farben für die Blüten des Sebnitzer Flussteufels (c) Frank Koebsch
Die Blüten des Sebnitzer Flussteufels (C) Aquarell von Frank Koebsch
.
Wie gefällt Ihnen mein teuflisches Gewächs? Das Feedback von Hermann August Weizenegger lautete wie folgt:
„… Wow, was für ein schönes Bild ich und das Atelier sind total begeistert! Sie haben alles richtig gemacht. Ich finde die Einzelblume ist jetzt wirklich zu einen dramatischen Gewächs geworden, ganz so wie ich es mir das auch vorstelle für das Märchen. Herzlichen Dank. … Ich bedanke mich jetzt schon herzlich bei Ihnen beiden für die tolle Arbeit im Voraus …. Sie haben sowieso mehr als vereinbart gearbeitet, aber ich glaube Sie werden auch sehr stolz sein können, wenn sie dann die Ergebnisse sehen.“
Wir haben uns riesig über dieses Feedback gefreut, denn es ist eine tolle Anerkennung. Nun warten wir auf die Fotos und Berichte von der Ausstellungseröffnung, denn zu dieser Zeit waren wir noch auf unsere Urlaubstour – einmal Spitzbergen und zurück.
Wir freuen uns demnächst die Kunstblumen Bina und den Sebnitzer Flussteufel in der Ausstellung zu sehen.
zu sehen sein. Nicht für jede dieser Ideen eigneten sich Drucke aus einer Computersimulation oder Fotos der Seidenblumen. Hermann August Weizenegger hatte im Web unsere Aquarelle zu verschiedenen Blumen und Blüten gefunden und uns dann gebeten, die Kunstblumen als Aquarelle zu malen.
.
Die Kunstblume „Lore“ und Aquarelle von Hanka Koebsch
.
Hanka hat sich für ihre Aquarelle vom Designmärchen „Die Falsche Blume“ und den Mustern aus Sebnitz inspirieren lassen. Die Farben entsprechen der Beschreibung aus dem Märchen – mit viel Weiß, ganz zarten Gelbtönen, einem hellen Grün und den Flecken der Blutstropfen der Blumenmacherin Lore. Gemalt hat Hanka mit Aquarellfarben von Schmincke auf zwei verschiedenen Aquarellpapieren, um verschiedene Verläufe und Farbigkeiten für ihre Blumen Aquarelle zu erreichen. Einmal hat Hanka das Hahnemühle Leonardo – Echtbütten, 600 g/m², matt und einmal das Aquarellpapier Canson Fontenay 300 g/m², fine gewählt. Hier ein paar Schnappschüsse von der Kunstblume Lore und ihren Aquarellen.
.
Hermann August Weizenegger, Die falsche Blume – Blume „Lore“, Polyamid, gesintert, Seidenstoff, handkoloriert, 40 cm x ø 10 cm
Erste Versuche die Kunstblume Lore als Aquarell zu erfassen (c) Hanka Koebsch
Werkzeug von Hanka Koebsch für die Aquarelle der Falschen Blume Lore (2)
Aquarell der Kunstblume Lore (c) Hanka Koebsch (3)
Aquarell der Kunstblume Lore (c) Hanka Koebsch (2)
Die Kunstblume Lore und ihre Aquarelle von Hanka Koebsch (4)
Aquarell der Kunstblume Lore (c) Hanka Koebsch (1)
Die Kunstblume Lore und ihre Aquarelle von Hanka Koebsch (3)
Die Kunstblume Lore und ihre Aquarelle von Hanka Koebsch (2)
Die Kunstblume Lore und ihre Aquarelle von Hanka Koebsch (1)
Von der Tradition zur einer Ausstellung mit dem Design der falsche Blume in der Moderne
Die Falsche Blume – Ein Designmärchen von Hermann August Weizenegger
Herman August Weizenegger hat sich von der Geschichte der Kunstblumenherstellung und den wunderbaren Möglichkeiten des Formenspiel inspirieren lassen und hat viele Partner gewonnen, um rund um die Seidenblumen ein Ausstellungprojekt zu entwickeln. Basis des Projektes ist ein von ihm geschriebenes Märchen, mit der Geschichte des Sebnitzer Blumenmädchens „Lore“. Das Märchen „Die falsche Blume“ gibt einen Einblick in die Lebensumstände der Menschen, die die Kunstblumen im 19. Jahrhundert in Heimarbeit herstellten und beschreibt zu gleich die beiden Kunstblumen – “Lore” und der “Sebnitzer Flussteufel” als „Titelmotive“ des Ausstellungprojektes. Aus der Idee des Märchens hat Herrmann August Weizenegger mit seinen Studenten und den Mitarbeiten der Sebnitzer Manufaktur den Kunstblumen „Lore“ und dem „Sebnitzer Flussteufel“ Form und Farben gegeben. Hierbei treffen Elemente der traditionellen Herstellung und moderne Fertigungsmethoden (CAD, 3D Druck verfahren, …) aufeinander und gehen eine Symbiose in den Seidenblumen ein.
Hermann August Weizenegger, Die falsche Blume – Blume „Sebnitzer Flussteufel“, Seidenstoff, handkoloriert, 40 cm x ø 13 cm
Hermann August Weizenegger, Die falsche Blume – Blume „Lore“, Polyamid, gesintert, Seidenstoff, handkoloriert, 40 cm x ø 10 cm
Die Farben und Formen der beiden Motive wurden als Druck, Fotografie oder als Seidenblume vielen anderen Manufakturen, Kunsthandwerkern und Künstler zur Verfügung gestellt. Etliche von ihnen haben sich von der Idee von traditionelles Kunsthandwerk und Moderne zu verbinden, anstecken lassen und so ist aus einer Idee einem Märchen
Lassen Sie sich überraschen, wie die Ausstellung, das Designmärchen zur falschen Blume aussehen wird und welche Rolle unsere Aquarelle im Projekt spielen 😉
.
Flyer für die Ausstellung – Die falsche Blume – ein Designmärchen von Hermann August WeizeneggerFlyer für die Ausstellung – Die falsche Blume – ein Designmärchen von Hermann August Weizenegger
und es geschehen vermeintlich noch Wunder. Diese Aussage ist nicht nur eine Metapher, denn Hanka und ich haben das Glück an einem Ausstellungsprojekt zu einem Designmärchen mitzuwirken. Auch wenn die Handlung des Märchens traurig ist, war und das Glück hold. O.k. vielleicht ist es auch das Glück des Tüchtigen, denn ich versuche immer wieder dass anderen Menschen unsere Aquarelle über Google finden. Hierzu versuche ich Kunst und Kommunikation im WEB miteinander zu verbinden. Ein Ergebnis dieser Arbeit war, dass uns Mitte November im vergangenen JahrHermann August Weizenegger kontaktierte. Er suchte für ein Ausstellungsprojekt Aquarellmaler, die Blumen und Blüten malen. Er hatte unsere Aquarelle im WEB gefunden und bat um unsere Mitarbeit. Besonders gefiel ihm Hankas leichte Malerei und das Spiel mit den Farben bei den Blüten. Nur konnten wir leider den Terminwunsch für mehrere Aquarelle im Dezember 2014 nicht einhalten. Aber unsere klaren Aussagen zu Terminen und Kosten gepaart mit unserer Aquarellmalerei führten dazu, dass wir uns dann in aller Ruhe im Januar bei uns trafen und uns in aller Ruhe über die Erwartungen, die Art der Malerei und den Umfang austauschten. Es war spannend sich mit Hermann August Weizenegger, Professor für Industrial Design der FH Potsdam, Gründer des Berliner Labels für Produktdesign HAW, … zu unterhalten. Seine Arbeitsweise und Ideen in der Entwicklung von Ausstellungsprojekten waren interessant. Aber gewonnen hat uns Hermann August Weizenegger mit seinem Märchen und seinen Blumen. Bei der Geschichte und den Blumen gingen uns sofort verschiedene Bilder durch den Kopf. Doch lesen und sehen Sie selbst 😉
Es war schon Ende Mai des Jahres 1880 in der Gegend von Altendorf nahe Sebnitz in der Sächsischen Schweiz – doch der Winter wollte und wollte kein Ende nehmen. Dicke Eisschichten bedeckten das Land und fast jede Nacht schneite es erneut. Die Menschen waren verzweifelt und man munkelte bereits über eine neue Eiszeit. Selbst das traditionelle Austreiben des Winters zu Fastnacht hatte keine Veränderung gebracht. Die ärmliche Landbevölkerung litt Hunger, die Bauern konnten nicht säen und die Wintervorräte waren fast aufgebraucht. Die einzige Arbeit, die noch Einkommen brachte, war das “blümeln”. Die Bauern saßen zu Hause in ihren Stuben und banden Kunstblumen, welche sie für den Blumenfabrikanten Louis Meiche aus der Stadt Sebnitz anfertigten. Das Geschäft mit den Kunstblumen gedieh zu dieser Zeit prächtig, da die Leute aus der Sebnitzer Gegend sich als sehr geschickt in dem Handwerk erwiesen und ihre Blumen in die ganze Welt exportiert wurden.
Unter den Blumenheimarbeitern war auch das zarte und hübsche Mädchen Lore Albrecht. Sie hatte ihr Handwerk bereits im Alter von acht Jahren erlernt. Ihre Eltern waren früh gestorben und sie lebte nun bei ihrer Großmutter auf einem kleinen Hof, der kaum das Nötigste zum Leben abwarf. Trotz ihres Alters von mittlerweile 21 Jahren war sie noch ungebunden. Von jeher war sie störrisch und dickköpfig gewesen. So kam es ihr eines Tages in den Sinn, nicht nur Blüten nach dem Vorbild der Natur zu fertigen. Angeregt vom Weiß der Schneeglöckchen – ihrer Lieblingsblumen, da sie den Frühling einläuten – ließ sie sich zu den fantastischsten und außergewöhnlichsten Blütenformen hinreißen.
Als die Großmutter die ungewöhnlichen Erzeugnisse von Lores Phantasie entdeckte, redete sie streng auf sie ein: Louis Meiche werde ihr solch merkwürdigen Blüten niemals abkaufen, sie seien gegen die Natur. Ihr aller Überleben sei von dem Verdienst abhängig, deswegen solle sie die gleichen Blumen wie immer fertigen, wie es auch alle anderen tun. Lore aber zeigte keine Einsicht. Bei der Auseinandersetzung mit der Großmutter stach sie sich unachtsam mit der Nähnadel in den Finger und das Blut tropfte auf den Rand ihrer weißen Kunstblüten. Nach dem ersten Schreck fand sie Gefallen an der Verfärbung und schließlich versah sie auch alle anderen Blumen mit ihrem Blut.
Trotz schwerer Schneestürme machte sie sich am nächsten Morgen auf den Weg nach Sebnitz. Tief gebeugt zog sie ihren mit Kunstblumen beladenen Schlitten durch den Pulverschnee. Nach einigen Stunden mühseligen Wanderns sah sie endlich aus der Entfernung die Umrisse der Manufaktur. Sie hatte sich als einzige des gesamten Umlandes bei diesem stürmischen Wetter auf den Weg gemacht und wurde sofort zu Louis Meiche – von seinen Angestellten heimlich gerne „Geldsack“ genannt – vorgelassen. Als der Geschäftsmann die mit Blut verzierten Kunstblüten des Mädchens sah, war er entsetzt. Solch eine Blume kannte er nicht, sie hatte weder Ursprung noch Namen. Er weigerte sich, die Kreationen anzunehmen und schickte das Mädchen wieder nach Hause.
Lore war verzweifelt und bereute nun ihre Dickköpfigkeit. Da der Sturm etwas nachgelassen hatte, beschloss sie, eine Abkürzung über den zugefrorenen Sebnitzer Fluss zu nehmen. Wirre Gedanken schossen ihr durch den Kopf, als sie die Eisfläche betrat. Eigentlich hätte sie Brot von dem Verdienst kaufen sollen und nun stand sie mit leeren Händen da. Wie sollte sie sich und ihre Großmutter in den nächsten Tagen ernähren? Als sie schon fast das andere Ufer erreicht hatte, krachte und knackte es plötzlich im Eis, auf dem sie lief. Lore brach ein und sank bis zum Oberkörper ins Eiswasser. Sie strampelte und versuchte vergeblich, sich zurück aufs Eis zu ziehen. Da kam ihr plötzlich der Flussteufel in den Sinn. Von jeher war sie ermahnt worden, nicht auf dem gefrorenen Fluss zu laufen, um den Teufel nicht zu stören. Nun rief sie in ihrer Verzweiflung laut nach ihm. In seinem Winterschlaf unterbrochen erboste sich der Flussteufel zunächst über das schreiende und um sein Leben kämpfende Mädchen, bekam dann aber doch Mitleid und gab sie mit einem Schub frei.
Zitternd und frierend schleppte Lore sich mit ihrem Schlitten den langen Weg nach Hause, wo sie in der Stube zusammenbrach. In den Armen der Großmutter erzählte das Mädchen mit hohem Fieber, was sie erlebt hatte und starb noch in der selben Nacht.
Wie es der Brauch bei verstorbenen Jungfrauen erforderte, fertigte die Großmutter einen Totenkranz. Aus der Not heraus und weil sie nichts anderes hatte, band sie das Gesteck aus Lores Phantasieblumen. Bei der Beerdigung Anfang Juni lag noch immer hoher Schnee.
Als der Sarg bei der Prozession zur Kapelle getragen wurde, fegte plötzlich ein Windstoß den Totenkranz vom Sarg. Er wirbelte durch die Luft, bis er seitlich des Weges im Schnee zu liegen kam.
Dann passierte etwas erstaunliches. Vom Kranz aus Lores Phantasieblumen schien sich eine seltsame Wärme auszubreiten. Rings um ihn herum begann der Schnee zu schmelzen. Mehr und mehr zog sich das Eis zurück und verschwand. Schon bald kam der hartgefrorene Erdboden zum Vorschein. Die Menschen blickten sich mit offenen Mündern an. Sie konnten es nicht fassen. Mehr und mehr wich der Schnee um den Leichenzug herum zurück und schon wenige Tage später war der Frühling in die gesamte Gegend eingezogen. Die Menschen konnten aufatmen. Der Winter war endlich vorbei.
Lores Kranz aber bekam einen Ehrenplatz im Glaskasten der Kapelle von Lichtenhein. Vermutlich war es der Pastor, der sich nach einiger Zeit getraut hatte, ihn aufzuheben und, wie es von jeher die Tradition war, in die Vitrine zu legen. Den Menschen der Gegend blieb das Ereignis für lange Zeit in fester Erinnerung. In lang anhaltenden Wintern versammelten sie sich in der Kapelle vor dem Totenkranz. Sie schlossen das Mädchen in ihre Fürbitten ein und betrachteten dabei das seltsame Gesteck aus diesen falschen Blumen.
Hermann August Weizenegger, Die falsche Blume – Blume „Lore“, Polyamid, gesintert, Seidenstoff, handkoloriert, 40 cm x ø 10 cm
Hermann August Weizenegger, Die falsche Blume – Blume „Sebnitzer Flussteufel“, Seidenstoff, handkoloriert, 40 cm x ø 13 cm