Sebnitzer Flussteufel im Designmärchen – Die falsche Blume (c) DRESDENEINS.TV (2)
Hermann August Weizenegger, Die falsche Blume – Blume „Sebnitzer Flussteufel“, Seidenstoff, handkoloriert, 40 cm x ø 13 cm
Ausstellungsansicht – Die falsche Blume – Garderobe Oberteil aus Spitzenblumen, Weissfee GmbH, Sakkos, Weste, Cape aus Velours mit Digitaldruck, Rohleder Möbelstoffweberei GmbH, Foto Bonss momentphoto_de Ausstellung “ Die falsche Blume“ Foto: Bonss/ momentphoto.de
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Ganz großen Dank an Herrmann August Weizenegger für die Weihnachtspost mit den Erinnerungen an unsere gemeinsame Ausstellung. Für uns war die Mitarbeit an dem Projekt eine wunderbare Chance, die Möglichkeiten unserer Aquarelle zu zeigen.
Hermann August Weizenegger, Die falsche Blume – Blume „Lore“, Polyamid, gesintert, Seidenstoff, handkoloriert, 40 cm x ø 10 cm
Die Kunstblume Lore und ihre Aquarelle von Hanka Koebsch (2)
Aquarell der Kunstblume Lore (c) Hanka Koebsch (2)
Die Blüten des Sebnitzer Flussteufels (C) Aquarell von Frank Koebsch
Details der Blüte des Flussteufels enstehen mit Lasuren und Nass in Nass (c) Frank Koebsch (1)
Hermann August Weizenegger, Die falsche Blume – Blume „Sebnitzer Flussteufel“, Seidenstoff, handkoloriert, 40 cm x ø 13 cm
Farbspielerei in Aquarell als Grundlage für Rapporte
Da für die Ausstellung auch Manufakturen arbeiteten, die sich mit Stoffen und Tapeten fertigen oder verarbeiten, war es wichtig, hierfür die Grundlagen zu schaffen. Deshalb sollten Hanka und ich auf der Basis unser Aquarelle für die Kunstblume Lore und den Blüten des Sebnitzer Flussteufels Farbverläufe als Grundlage für Rapporte erstellen. Hanka hat ihre Verläufe auf Aquarellpapier erstellt. Ich habe meine Verläufe als Nass in Nass als Aquarell auf Leinwand erstellt. Ich habe die Farbe so richtig über die Keilrahmen fließen lassen. Eine ideale Arbeit für einen Aquarellisten, ein Spiel mit viel Wasser und Aquarellfarben 😉 Hier können Sie das Ergebnis unserer Farbspiele und die Möglichkeiten für verschiedene Rapporte sehen.
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Rapport 3 (C) Hanka Koebsch
Rapport 2 (C) Hanka Koebsch
Rapport 1 (C) Hanka Koebsch
Rapport 1 2 3 (c) Hanka Koebsch
Rapport – Aquarell auf Leinwand (c) FRank Koebsch
Verläufe Nass in Nass auf einer Leinwand – Ideen für einen Rapport (c) FRank Koebsch (1)
Verläufe Nass in Nass auf einer Leinwand – Ideen für einen Rapport (c) FRank Koebsch (2)
Verläufe Nass in Nass auf einer Leinwand – Ideen für einen Rapport (c) FRank Koebsch (3)
Verläufe Nass in Nass auf einer Leinwand – Ideen für einen Rapport (c) FRank Koebsch (4)
Verläufe Nass in Nass auf einer Leinwand – Ideen für einen Rapport (c) FRank Koebsch (5)
Rapport – Aquarell auf Leinwand – blau (c) FRank Koebsch
Rapport – Aquarell auf Leinwand – 4 x blau (c) FRank Koebsch
Rapport – Aquarell auf Leinwand – 4 x blau grün (c) FRank Koebsch
Rapport – Aquarell auf Leinwand – 4 x blau mit Blüten (c) FRank Koebsch
Rapport – Aquarell auf Leinwand – 16 x blau grün (c) FRank Koebsch
Rapport – Aquarell auf Leinwand – 64 x blau grün (c) FRank Koebsch
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Vielleicht haben Sie ja unsere Aquarelle und unsere Farbspiele neugierig machen, dann schauen Sie doch einmal in das Video über die Ausstellung oder noch besser, besuchen Sie am besten bis zum 13. September 2015 die Ausstellung „Die falsche Blume – Ein Designmärchen von Hermann August Weizenegger“ im Schloss Pilnitz, dem neuen Kunstgewerbemuseum Dresden. Es ist erstaunlich, was aus den Sebnitzer Kunstblumen und unseren Aquarellen als Grundlage für die Überlegungen zu verschiedenen Stoffdesigns entstanden ist.
Eine ganz großen Dank an Hermann August Weizenegger und DRESDENEINS.TV für die Bereitstellung der Fotos und des Videos von Ausstellung „Die Falsche Blume“.
Ich hatte als Vorlage die Seidenblume der Deutschen Kunstblumen Manufaktur Sebnitz, das Märchen von der falschen Blume und meine eigene Phantasie. In dem Märchen wird der Flussteufel nur einmal erwähnt. Hier ein paar Zeilen mit denen ich mein Aquarell des Sebnitzer Flussteufels vorgestellt habe:
„Nach einiger Überlegung habe ich mich dann entschieden, für die Teufelsblume mit harten Kontrasten darzustellen. Wenn die Blume Lore eine zarte, durchscheinende Darstellung verlangt, habe ich überlegt, welche Assoziationen es für die Teufelsblume geben kann. Meine Gedanken kreisten immer wieder um
widerstandsfähige, wehrhafte Pflanzen,
die zum Teil wuchern, ranken,
sich nicht so schnell ausrotten lassen,
…
wie die Hecke um das Dornröschenschloss, wie Disteln, …. mit Dornen, Stacheln mit harten Blättern und Ranken. So bin ich eine kontrast- und konturenreiche Darstellung gekommen.“
Die erste Blüte des Sebnitzer Flussteufels entsteht (c) Frank Koebsch (1)
Die erste Blüte des Sebnitzer Flussteufels entsteht (c) Frank Koebsch (2)
Die erste Blüte des Sebnitzer Flussteufels entsteht (c) Frank Koebsch (3)
Details der Blüte des Flussteufels enstehen mit Lasuren und Nass in Nass (c) Frank Koebsch (1)
Details der Blüte des Flussteufels enstehen mit Lasuren und Nass in Nass (c) Frank Koebsch (1)eufels enstehen mit Lasuren und Nass in Nass (c) Frank Koebsch (2)
Die Vielzahl der Details in der Blüte des Sebnitzer Flussteufels fesseln später das Auge (c) Frank Koebsch (1)
Die Vielzahl der Details in der Blüte des Sebnitzer Flussteufels fesseln später das Auge (c) Frank Koebsch (2)
Abgleich zwischen Aquarell und der Blume des Flussteufels aus Sebnitz (c) Frank Koebsch (1)
Abgleich zwischen Aquarell und der Blume des Flussteufels aus Sebnitz (c) Frank Koebsch (2)
Das Spiel von Lasuren und Verläufen im Aquarell des Sebnitzer Flussteufels (c) Frank Koebsch
Schritt für Schritt entstehen die Blüten des Sebnitzer Flussteufels (c) Frank Koebsch (1)
Abgleich der Farben der Blüte und der Blätter des Sebnitzer Flussteufels (c) Frank Koebsch
Schritt für Schritt entstehen die Blüten des Sebnitzer Flussteufels (c) Frank Koebsch (2)
ganz langam füllt sich das Blatt mit den Blüten des Sebnitzer Flussteufels (c) Frank koebsch
Immerwieder der Abgleich der Farben für die Blüten des Sebnitzer Flussteufels (c) Frank Koebsch
Die Blüten des Sebnitzer Flussteufels (C) Aquarell von Frank Koebsch
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Wie gefällt Ihnen mein teuflisches Gewächs? Das Feedback von Hermann August Weizenegger lautete wie folgt:
„… Wow, was für ein schönes Bild ich und das Atelier sind total begeistert! Sie haben alles richtig gemacht. Ich finde die Einzelblume ist jetzt wirklich zu einen dramatischen Gewächs geworden, ganz so wie ich es mir das auch vorstelle für das Märchen. Herzlichen Dank. … Ich bedanke mich jetzt schon herzlich bei Ihnen beiden für die tolle Arbeit im Voraus …. Sie haben sowieso mehr als vereinbart gearbeitet, aber ich glaube Sie werden auch sehr stolz sein können, wenn sie dann die Ergebnisse sehen.“
Wir haben uns riesig über dieses Feedback gefreut, denn es ist eine tolle Anerkennung. Nun warten wir auf die Fotos und Berichte von der Ausstellungseröffnung, denn zu dieser Zeit waren wir noch auf unsere Urlaubstour – einmal Spitzbergen und zurück.
Wir freuen uns demnächst die Kunstblumen Bina und den Sebnitzer Flussteufel in der Ausstellung zu sehen.
zu sehen sein. Nicht für jede dieser Ideen eigneten sich Drucke aus einer Computersimulation oder Fotos der Seidenblumen. Hermann August Weizenegger hatte im Web unsere Aquarelle zu verschiedenen Blumen und Blüten gefunden und uns dann gebeten, die Kunstblumen als Aquarelle zu malen.
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Die Kunstblume „Lore“ und Aquarelle von Hanka Koebsch
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Hanka hat sich für ihre Aquarelle vom Designmärchen „Die Falsche Blume“ und den Mustern aus Sebnitz inspirieren lassen. Die Farben entsprechen der Beschreibung aus dem Märchen – mit viel Weiß, ganz zarten Gelbtönen, einem hellen Grün und den Flecken der Blutstropfen der Blumenmacherin Lore. Gemalt hat Hanka mit Aquarellfarben von Schmincke auf zwei verschiedenen Aquarellpapieren, um verschiedene Verläufe und Farbigkeiten für ihre Blumen Aquarelle zu erreichen. Einmal hat Hanka das Hahnemühle Leonardo – Echtbütten, 600 g/m², matt und einmal das Aquarellpapier Canson Fontenay 300 g/m², fine gewählt. Hier ein paar Schnappschüsse von der Kunstblume Lore und ihren Aquarellen.
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Hermann August Weizenegger, Die falsche Blume – Blume „Lore“, Polyamid, gesintert, Seidenstoff, handkoloriert, 40 cm x ø 10 cm
Erste Versuche die Kunstblume Lore als Aquarell zu erfassen (c) Hanka Koebsch
Werkzeug von Hanka Koebsch für die Aquarelle der Falschen Blume Lore (2)
Aquarell der Kunstblume Lore (c) Hanka Koebsch (3)
Aquarell der Kunstblume Lore (c) Hanka Koebsch (2)
Die Kunstblume Lore und ihre Aquarelle von Hanka Koebsch (4)
Aquarell der Kunstblume Lore (c) Hanka Koebsch (1)
Die Kunstblume Lore und ihre Aquarelle von Hanka Koebsch (3)
Die Kunstblume Lore und ihre Aquarelle von Hanka Koebsch (2)
Die Kunstblume Lore und ihre Aquarelle von Hanka Koebsch (1)
Von der Tradition zur einer Ausstellung mit dem Design der falsche Blume in der Moderne
Die Falsche Blume – Ein Designmärchen von Hermann August Weizenegger
Herman August Weizenegger hat sich von der Geschichte der Kunstblumenherstellung und den wunderbaren Möglichkeiten des Formenspiel inspirieren lassen und hat viele Partner gewonnen, um rund um die Seidenblumen ein Ausstellungprojekt zu entwickeln. Basis des Projektes ist ein von ihm geschriebenes Märchen, mit der Geschichte des Sebnitzer Blumenmädchens „Lore“. Das Märchen „Die falsche Blume“ gibt einen Einblick in die Lebensumstände der Menschen, die die Kunstblumen im 19. Jahrhundert in Heimarbeit herstellten und beschreibt zu gleich die beiden Kunstblumen – “Lore” und der “Sebnitzer Flussteufel” als „Titelmotive“ des Ausstellungprojektes. Aus der Idee des Märchens hat Herrmann August Weizenegger mit seinen Studenten und den Mitarbeiten der Sebnitzer Manufaktur den Kunstblumen „Lore“ und dem „Sebnitzer Flussteufel“ Form und Farben gegeben. Hierbei treffen Elemente der traditionellen Herstellung und moderne Fertigungsmethoden (CAD, 3D Druck verfahren, …) aufeinander und gehen eine Symbiose in den Seidenblumen ein.
Hermann August Weizenegger, Die falsche Blume – Blume „Sebnitzer Flussteufel“, Seidenstoff, handkoloriert, 40 cm x ø 13 cm
Hermann August Weizenegger, Die falsche Blume – Blume „Lore“, Polyamid, gesintert, Seidenstoff, handkoloriert, 40 cm x ø 10 cm
Die Farben und Formen der beiden Motive wurden als Druck, Fotografie oder als Seidenblume vielen anderen Manufakturen, Kunsthandwerkern und Künstler zur Verfügung gestellt. Etliche von ihnen haben sich von der Idee von traditionelles Kunsthandwerk und Moderne zu verbinden, anstecken lassen und so ist aus einer Idee einem Märchen
Lassen Sie sich überraschen, wie die Ausstellung, das Designmärchen zur falschen Blume aussehen wird und welche Rolle unsere Aquarelle im Projekt spielen 😉
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Flyer für die Ausstellung – Die falsche Blume – ein Designmärchen von Hermann August WeizeneggerFlyer für die Ausstellung – Die falsche Blume – ein Designmärchen von Hermann August Weizenegger
und es geschehen vermeintlich noch Wunder. Diese Aussage ist nicht nur eine Metapher, denn Hanka und ich haben das Glück an einem Ausstellungsprojekt zu einem Designmärchen mitzuwirken. Auch wenn die Handlung des Märchens traurig ist, war und das Glück hold. O.k. vielleicht ist es auch das Glück des Tüchtigen, denn ich versuche immer wieder dass anderen Menschen unsere Aquarelle über Google finden. Hierzu versuche ich Kunst und Kommunikation im WEB miteinander zu verbinden. Ein Ergebnis dieser Arbeit war, dass uns Mitte November im vergangenen JahrHermann August Weizenegger kontaktierte. Er suchte für ein Ausstellungsprojekt Aquarellmaler, die Blumen und Blüten malen. Er hatte unsere Aquarelle im WEB gefunden und bat um unsere Mitarbeit. Besonders gefiel ihm Hankas leichte Malerei und das Spiel mit den Farben bei den Blüten. Nur konnten wir leider den Terminwunsch für mehrere Aquarelle im Dezember 2014 nicht einhalten. Aber unsere klaren Aussagen zu Terminen und Kosten gepaart mit unserer Aquarellmalerei führten dazu, dass wir uns dann in aller Ruhe im Januar bei uns trafen und uns in aller Ruhe über die Erwartungen, die Art der Malerei und den Umfang austauschten. Es war spannend sich mit Hermann August Weizenegger, Professor für Industrial Design der FH Potsdam, Gründer des Berliner Labels für Produktdesign HAW, … zu unterhalten. Seine Arbeitsweise und Ideen in der Entwicklung von Ausstellungsprojekten waren interessant. Aber gewonnen hat uns Hermann August Weizenegger mit seinem Märchen und seinen Blumen. Bei der Geschichte und den Blumen gingen uns sofort verschiedene Bilder durch den Kopf. Doch lesen und sehen Sie selbst 😉
Es war schon Ende Mai des Jahres 1880 in der Gegend von Altendorf nahe Sebnitz in der Sächsischen Schweiz – doch der Winter wollte und wollte kein Ende nehmen. Dicke Eisschichten bedeckten das Land und fast jede Nacht schneite es erneut. Die Menschen waren verzweifelt und man munkelte bereits über eine neue Eiszeit. Selbst das traditionelle Austreiben des Winters zu Fastnacht hatte keine Veränderung gebracht. Die ärmliche Landbevölkerung litt Hunger, die Bauern konnten nicht säen und die Wintervorräte waren fast aufgebraucht. Die einzige Arbeit, die noch Einkommen brachte, war das “blümeln”. Die Bauern saßen zu Hause in ihren Stuben und banden Kunstblumen, welche sie für den Blumenfabrikanten Louis Meiche aus der Stadt Sebnitz anfertigten. Das Geschäft mit den Kunstblumen gedieh zu dieser Zeit prächtig, da die Leute aus der Sebnitzer Gegend sich als sehr geschickt in dem Handwerk erwiesen und ihre Blumen in die ganze Welt exportiert wurden.
Unter den Blumenheimarbeitern war auch das zarte und hübsche Mädchen Lore Albrecht. Sie hatte ihr Handwerk bereits im Alter von acht Jahren erlernt. Ihre Eltern waren früh gestorben und sie lebte nun bei ihrer Großmutter auf einem kleinen Hof, der kaum das Nötigste zum Leben abwarf. Trotz ihres Alters von mittlerweile 21 Jahren war sie noch ungebunden. Von jeher war sie störrisch und dickköpfig gewesen. So kam es ihr eines Tages in den Sinn, nicht nur Blüten nach dem Vorbild der Natur zu fertigen. Angeregt vom Weiß der Schneeglöckchen – ihrer Lieblingsblumen, da sie den Frühling einläuten – ließ sie sich zu den fantastischsten und außergewöhnlichsten Blütenformen hinreißen.
Als die Großmutter die ungewöhnlichen Erzeugnisse von Lores Phantasie entdeckte, redete sie streng auf sie ein: Louis Meiche werde ihr solch merkwürdigen Blüten niemals abkaufen, sie seien gegen die Natur. Ihr aller Überleben sei von dem Verdienst abhängig, deswegen solle sie die gleichen Blumen wie immer fertigen, wie es auch alle anderen tun. Lore aber zeigte keine Einsicht. Bei der Auseinandersetzung mit der Großmutter stach sie sich unachtsam mit der Nähnadel in den Finger und das Blut tropfte auf den Rand ihrer weißen Kunstblüten. Nach dem ersten Schreck fand sie Gefallen an der Verfärbung und schließlich versah sie auch alle anderen Blumen mit ihrem Blut.
Trotz schwerer Schneestürme machte sie sich am nächsten Morgen auf den Weg nach Sebnitz. Tief gebeugt zog sie ihren mit Kunstblumen beladenen Schlitten durch den Pulverschnee. Nach einigen Stunden mühseligen Wanderns sah sie endlich aus der Entfernung die Umrisse der Manufaktur. Sie hatte sich als einzige des gesamten Umlandes bei diesem stürmischen Wetter auf den Weg gemacht und wurde sofort zu Louis Meiche – von seinen Angestellten heimlich gerne „Geldsack“ genannt – vorgelassen. Als der Geschäftsmann die mit Blut verzierten Kunstblüten des Mädchens sah, war er entsetzt. Solch eine Blume kannte er nicht, sie hatte weder Ursprung noch Namen. Er weigerte sich, die Kreationen anzunehmen und schickte das Mädchen wieder nach Hause.
Lore war verzweifelt und bereute nun ihre Dickköpfigkeit. Da der Sturm etwas nachgelassen hatte, beschloss sie, eine Abkürzung über den zugefrorenen Sebnitzer Fluss zu nehmen. Wirre Gedanken schossen ihr durch den Kopf, als sie die Eisfläche betrat. Eigentlich hätte sie Brot von dem Verdienst kaufen sollen und nun stand sie mit leeren Händen da. Wie sollte sie sich und ihre Großmutter in den nächsten Tagen ernähren? Als sie schon fast das andere Ufer erreicht hatte, krachte und knackte es plötzlich im Eis, auf dem sie lief. Lore brach ein und sank bis zum Oberkörper ins Eiswasser. Sie strampelte und versuchte vergeblich, sich zurück aufs Eis zu ziehen. Da kam ihr plötzlich der Flussteufel in den Sinn. Von jeher war sie ermahnt worden, nicht auf dem gefrorenen Fluss zu laufen, um den Teufel nicht zu stören. Nun rief sie in ihrer Verzweiflung laut nach ihm. In seinem Winterschlaf unterbrochen erboste sich der Flussteufel zunächst über das schreiende und um sein Leben kämpfende Mädchen, bekam dann aber doch Mitleid und gab sie mit einem Schub frei.
Zitternd und frierend schleppte Lore sich mit ihrem Schlitten den langen Weg nach Hause, wo sie in der Stube zusammenbrach. In den Armen der Großmutter erzählte das Mädchen mit hohem Fieber, was sie erlebt hatte und starb noch in der selben Nacht.
Wie es der Brauch bei verstorbenen Jungfrauen erforderte, fertigte die Großmutter einen Totenkranz. Aus der Not heraus und weil sie nichts anderes hatte, band sie das Gesteck aus Lores Phantasieblumen. Bei der Beerdigung Anfang Juni lag noch immer hoher Schnee.
Als der Sarg bei der Prozession zur Kapelle getragen wurde, fegte plötzlich ein Windstoß den Totenkranz vom Sarg. Er wirbelte durch die Luft, bis er seitlich des Weges im Schnee zu liegen kam.
Dann passierte etwas erstaunliches. Vom Kranz aus Lores Phantasieblumen schien sich eine seltsame Wärme auszubreiten. Rings um ihn herum begann der Schnee zu schmelzen. Mehr und mehr zog sich das Eis zurück und verschwand. Schon bald kam der hartgefrorene Erdboden zum Vorschein. Die Menschen blickten sich mit offenen Mündern an. Sie konnten es nicht fassen. Mehr und mehr wich der Schnee um den Leichenzug herum zurück und schon wenige Tage später war der Frühling in die gesamte Gegend eingezogen. Die Menschen konnten aufatmen. Der Winter war endlich vorbei.
Lores Kranz aber bekam einen Ehrenplatz im Glaskasten der Kapelle von Lichtenhein. Vermutlich war es der Pastor, der sich nach einiger Zeit getraut hatte, ihn aufzuheben und, wie es von jeher die Tradition war, in die Vitrine zu legen. Den Menschen der Gegend blieb das Ereignis für lange Zeit in fester Erinnerung. In lang anhaltenden Wintern versammelten sie sich in der Kapelle vor dem Totenkranz. Sie schlossen das Mädchen in ihre Fürbitten ein und betrachteten dabei das seltsame Gesteck aus diesen falschen Blumen.
Hermann August Weizenegger, Die falsche Blume – Blume „Lore“, Polyamid, gesintert, Seidenstoff, handkoloriert, 40 cm x ø 10 cm
Hermann August Weizenegger, Die falsche Blume – Blume „Sebnitzer Flussteufel“, Seidenstoff, handkoloriert, 40 cm x ø 13 cm