Künstler wollen von Kunst leben können

Aber welches ist der richtige Weg, um von der Kunst leben zu können?

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Ich hatte in den vergangen Tagen von der Veranstaltung „Arts & money” – Wie lebe ich von meiner Kunst? berichtet. In zwischen hat Frank Lemloh auch die Ergebnisse in Form Thesen oder hervor zu hebenden Aussagen verteilt und als nächsten Termin „Arts & money” – Wie lebe ich von meiner Kunst? für den 12.09. genannt. Ich bin gespannt auf den Termin. Warum, ich bin seit einiger Zeit dabei zu überleben und auszuprobieren, wie ich mit oder von meiner Kunst leben kann.

Was in diesem Zusammenhang interessant ist, ist der Artikel mit der Überschrift „Künstler wollen von Kunst leben können“ in der OstseeZeitung vom 18. Juli 2011. Im Netz ist dieser Artikel nur in Auszügen noch zu finden, wie z.B. hier auf dnews. Leider werden hier nur einige reißerische Aussagen zusammen gedichtet. Der Artikel ist aber auf http://www.artefacti.de vorhanden, auch wenn die Seite z.Z. nicht erreichbar ist. Der Cache von Google hilft und hier kann man den Artikel vollständig lesen.

Sven Ochsenreither in der Galerie IPP
Sven Ochsenreither in der Galerie IPP

Der Artikel basiert auf einem Interview mit dem Maler und Grafiker Sven Ochsenreither. Ich habe einige Interviews und Aussagen von Sven Ochsenreither als Vorsitzender des Künstlerbundes Mecklenburg Vorpommern verfolgt und einige Ausstellungen, z.B. die Ausstellung „leichtigkeiten“ in der Galerie des IPP besucht. Für mich ein gutes Bild eines erfolgreichen Künstlers, der von seiner Kunst leben kann. Als ich den Artikel „Künstler wollen von Kunst leben können“ las, hatte ich das Gefühl, dass Sven Ochsenknecht für sich mit diesem Bild gebrochen hat.  Bewusst gebrochen hat!!! Auf die Frage, ob er Sven Ochsenreither von seiner Kunst leben kann, ist zu lesen

«Kann ich nicht», antwortet der Maler und Grafiker Sven Ochsenreither. Das zuzugeben, sei ihm lange schwer gefallen, sagte der 38-jährige promovierte Kunstwissenschaftler, der in Greifswald auch noch Kunsterziehung und Theologie studierte. Die wenigsten bildenden Künstler in Mecklenburg- Vorpommern könnten allein von ihrer Kunst leben, sagte er in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. «Sie sind auf Brotjobs oder familiäre Unterstützung angewiesen oder auf Hartz IV.»

Dieser Sachverhalt an sich ist bekannt, wie ich aus dem Freundes- und Bekanntenkreis kenne und wie es in dem Artikel Arme Künstler im Nordosten Deutschlands beschrieben habe. Nur die Diskussion über die Wege aus der Situation heraus ist unterschiedlich und diese Diskussion ist aus meiner Sicht Teilweise festgefahren.
Maßgebliche Vertreter von Verdi und des Künstlerbundes wollen seit 1997 ( 😉 )durchsetzen, dass grundsätzlich für Ausstellungen in Öffentlichen Gebäuden ein Künstlerhonorar gezahlt wird. Nur liegt hier kein gesellschaftlicher Konsens vor und auch nur die Grüne unternehmen als Partei immer mal wieder einen Vorstoß in die Richtung. Kunstförderungen von Banken, Sparkassen, anderen Unternehmen, den Ländern und Kommunen funktioniert heute anders. Museen wollen die Besucherzahlen erhöhen und die Kosten senken, in dem sie die Eintrittsgelder abgeschafft haben. Übrigens auch, um die Allgemeinbildung und die Wahrnehmung im Bereich Kunst und Kultur zu verbessern.
Ein Kunstmarkt an dem alle Künstler so partizipieren können, dass sie von ihrer Kunst leben können, wird es nicht geben. Markt wird bestimmt von Angebot und Nachfrage. Wenn für die existierende Nachfrage zu viel Kunst „produziert“ wird, beginnt wie auf jedem Markt ein harter und schmerzhafter Selektionsprozess.  Hier wird es wohl auch ein Freibrief für Künstler geben.

Sven Ochsenknecht geht auf die Diskussion in seinem Interview gar nicht erst ein. Sondern er rechnet aus seiner Sicht mit den Galerien und Ausstellungsorten in Mecklenburg Vorpommern ab.

Die kleinen Galerien, von Künstlern und Vereinen initiiert, dienten oft nur der «Selbstbespaßung», meinte er sarkastisch. Es gebe keine Handvoll Galeristen im Land, die versuchten, im Kunstmarkt die Finger drinzuhaben. In Tourismusorten warteten Galerien auf «Laufkundschaft». Für die Staatlichen Museen Schwerin oder Greifswald sei die Präsentation moderner Kunst nicht die Hauptaufgabe. Für die Kunsthalle Rostock sollte sie das sein, sagte Ochsenreither.

Auch dieses ist eine bekannte Tatsache. Galerien, die im Kunstmarkt einen wirklichen Namen haben, an Kunstmessen teilnehmen, internationale Projekte treiben sind aus meiner Sicht in Mecklenburg Vorpommern z.B. die Galerie Schwarz,  Galerie Möller,  Galerie artFuhrmann, Galerie am Kamp in Teterow, … Aber bei 1.642.327 Einwohner ist das Potential der Käufer, die Anzahl der Marktteilnehmer auf der Käuferseite gering. Also warum lautet nicht der Vorschlag, neue Märkte in den Ballungsgebieten Berlins, Hamburgs, Köln, Düsseldorf, München, Mailand, London, New York mit wesentlich mehr potentiellen Kunden suchen. So würde es jeder Unternehmer machen. Kunsthandwerker handeln genauso und z.B. die Handwerkskammer Schwerin schafft Möglichkeiten, dass sich Kunsthandwerker auf der auf der „L`Artigiano in Fiera“, der weltgrößten Verkaufsmesse des Kunsthandwerks in Mailand präsentieren können. Für mich eine wirklich klasse Aktion insbesondere, da sie bereits zum vierten Mal durchgeführt wird. Aber genau hier scheint ein wesentlicher Spannungspunkt zu liegen, denn Sven Ochsenknecht führt weiter aus

Die Politik stelle zwar Fördermittel für Künstler bereit, die aber bei denen oft auf Unverständnis stoßen. So gibt es seit 2010 die Bundesinitiative Kultur- und Kreativwirtschaft. «Künstler sollen sich coachen lassen, wie sie als wirtschaftliche Unternehmer auftreten und sich vermarkten können», erläuterte Ochsenreither. Dann seien sie aber keine Künstler mehr. Stattdessen sollte überlegt werden, wie ein wirtschaftlicher Markt für die Künstler geschaffen werden könne. Wenn die Kultur schon Wirtschaftsförderung erhalte, so sollte eher eine Galerieförderung in Erwägung gezogen werden, schlug der Maler vor.

Nun wenn die Eigenvermarktung und das Handeln als Unternehmer durch Künstler abgelehnt wird, sind ganz einfache Fragen zu diskutieren.

Diese Diskussion dürfen die Künstler nicht alleine diskutieren, sondern müssen zu einem gesellschaftlichen Konsens führen, denn es geht bei Förderung immer um Steuergelder, um Gelder, das die Bergleute, die Kocher an der Hochöfen, die Arbeiter an der Bändern von VW, die Lehrer, die Altenpfleger, die Unternehmen, die anderen Freiberuflichen und Selbstständigen  und auch die Rentner aufbringen müssen.

Ist ein Künster ein Unternehmer?
Ist ein Künster ein Unternehmer?

Ich persönlich glaube nicht daran, dass die Förderung von Galerien eine Änderung der Situation für die Masse der Künstler bringt. Künstler, die durch national und international agierende Galerien vertreten werden, wird diese Maßnahme zweifelsfrei helfen. Aber die anderen? Wenn diese Künstler nicht in ihrem Atelier auf ihre Entdeckung warten wollen, müssen sie sich bei den Galerien in Mecklenburg Vorpommern und darüber hinaus bewerben. Sich vermarken!!!! Für mich muss ein Künstler im gewissen Masse ein Unternehmer sein.

Nun ich habe eine riesige Hochachtung vor der Arbeit von Sven Ochsenreither  und davor, dass er wie man so sagt, die Hosen runtergelassen hat, dass es nach Wegen sucht die Situation für sich und andere zu ändern. Aber wir kommen beide mit anderen Erfahrungshorizonten, Ausbildungsverläufen und Auffassungen zum Thema Kunstmarkt, auf die Frage Wie kann man von der Kunst leben? Ich – ein Dipl. Ing. der Informationstechnologie, tätig im Vertrieb und Business Development von Siemens und als Autodidakt im Aquarell und Sven Ochsenreither  als promovierte Kunstwissenschaftler, künstlerisch erfolgreicher Maler und Grafiker… Deshalb wohl die unterschiedliche Sicht. Ob hier ein Miteinander möglich wäre?

„Arts & money” – Wie lebe ich von meiner Kunst?

Creative Monday Nord – Netzwerken zwischen Rostock, Hamburg und Flensburg

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Frank Lemloh hatte im Rahmen seiner Tätigkeit für das RKW Kompetenzzentrum am 04. Juli zum 8. „Creative Monday Nord“ eingeladen. Einer der Programmpunkte war  eine Gesprächsrunde zum Thema „Arts & money”, Wie lebe ich von meiner Kunst? Der Creative Monday Nord begann auf dem Gelände des ehemaligen Dieselmotorenwerk  Rostock. Es gibt die Webseite dieselmotorenwerk.de, die schon andeutet, dass auf dem Industriegelänge sich Ateliers angesiedelt haben. Rostock-heute hatte bereits in den vergangenen Monaten über die Atelier Eröffnung in der Erich Schlesinger Str. berichtet. Die Künstlergruppe Schaum (Wanja Tolko, Alexandra Lotz, Janet Zeugner, Tim Kellner,  Marc W1353L), Tanja Zimmermann, Barbara Kinzelbach, Felix Fugenzahn, Christoph Chciuk u.a. hatten uns einen Einblick in Ihre Ateliers gegeben. Danach ging es in die Frieda 23, die Kunstschule Rostock zur Diskussionsrunde „Arts & money” – Wie lebe ich von meiner Kunst?

Sehr interessant waren die Ausführungen von Christiane Limper (Künstlerin, Flensburg) und Dodo Adden (Kulturschaffender und Vorstand Frappant e.V. Hamburg).

Christiane Limper hat Freie Grafik an der Kunstakademie Düsseldorf studiert. Sie berichtete von der Kunst und Kulturinitiative Flensburg (KKI), ihre Arbeit im Rahmen von Projekten wie das MAP Maritime Art Project als Kulturbotschafterin, der Kunstaktion Fehlkauf, der Aktion „Um Antwort wird gebeten“ u.a. Eine ihre Aussagen war, dass sie seit einiger Zeit von der Kunst leben kann. Für mich klasse Stories, insbesondere wie sie sich schrittweise  auf Stipendien und bei Partnern beworben hat, um die Projekte zu ermöglichen. Was sie unterlassen hatte, war zu erwähnen, dass sie Meisterschülerin von A.R. Penck war. 😉

Dodo Addens Lebensgeschichte kommt ohne ein Kunststudium aus. Er bringt aber zusätzlich zu seiner Kreativität, die Freude am Erforschen, Ausprobieren und der Fähigkeit wirtschaftliche und Kreatives zu verbinden. Mit seinen Erfahrungen aus der Industrie, seiner Kreativität und seinen Managementfähigkeiten konnte und kann er durch die Arbeit in den Vorständen von SKAM und Frappant die Kulturlandschaft von Hamburg mitgestalten.

Leider waren in der Veranstaltung die Künstler unter sich. Ich hatte auf Grund meiner Erfahrungen im Marketing und Business Development mit zwei drei Fragen die Rolle eines möglichen Projektpartners  aus der Industrie, eines Geldgebers eingenommen. Aber außer Dodo Adden und Christiane Limper verfügte keiner der Anwesenden über Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Unternehmen.

Für mich ist aber gerade diese Zusammenarbeit zwischen der Kunstszene und der Industrie oder / und anderen Auftraggebern der Schlüssel, um von der Kunst zu leben. Beide Seiten können viel voneinander lernen. Für mich ist es wichtig, dass jeder Künstler auch ein Unternehmer sein muss. So passt der Artikel: Selbständig in kreativen Berufen – Wie man mit guten Ideen Geld verdient in der Süddeutschen Zeitung. Künstler müssen lernen sich mit Unternehmern zu unterhalten ;-). Aber auch Unternehmen können in Bezug Kreativität, vernetztes Arbeiten u.a. von den Künstlern lernen.

Ich bin auf die nächsten Creative Monday´s gespannt. Aber bei Diskussionsrunden „Arts & money”, müssen neben der Kunstseite auch Gesprächspartner von der MoneySeite dabei sein. Eine Herausforderung für Frank Lemloh und alle Beteiligten. Nun ich bin gespannt, ob ein Teil der Anregungen aufgegriffen werden.

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