Wo und wie finde ich die Motive für meine Schmetterlingsaquarelle?
Inzwischen habe ich recht viele Wild life Aquarelle gemalt und einige meiner Bilder zeigen Schmetterlinge und andere Insekten. Als Maler begeistern mich bei den Faltern die Farben der Flügel und die Kontraste. Einige von den Schmetterlingen sind halt wunderbare Farbtupfer auf den Wiesen oder wunderbare Farbspiele im Spätsommer. So kommt es, dass man bei unseren Aquarellen als Motive Schmetterlinge wie Admirale, Bläulinge, Distelfalter, Große Perlmutterfalter, Grünader Weißlinge, Kleine Wiesenvögelchen, Kohlweißlinge, Rotbraune Wiesenvögelchen, Tagpfauenaugen, … Es ist natürlich immer wieder eine schöne Anerkennung, wenn sich Menschen für unsere Bildern interessieren, Feedback gegeben, Fragen stellen und evt. sogar einen Druck oder unsere Aquarelle kaufen. Heute möchte ich u.a. auf zwei Fragen eingehen, die mich in den letzten Tagen erreicht haben:
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Wo und wie finde ich die Motive für meine Schmetterlingsaquarelle?
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Ob ich prätarierten Schmetterlinge in Schaukästen oder Bilderrahmen als Vorlage nutze?
Nun bevor ich auf die Fragen eingehe, hier ein paar Fotos und einige meiner Schmetterlinge aus meinen Aquarellen und ein paar Schnappschüssen von Schaukästen mit Faltern.
Es gibt geschichtlich bedingt in vielen Museen und alten naturwissenschaftlichen Sammlungen Schaukästen mit präparierten Pflanzen und Tieren, Skelette und ausgestopften Tieren. Es ist spannend in diesen Sammlungen unterwegs zu sein. Vor etlichen Jahren gab es noch nicht die heutigen Möglichkeiten, um Pflanzen und Tiere zu analysieren, zu vermessen und anderen Menschen zu zeigen, ohne sie zu töten. Aber heute ist es viel interessanter, die Pflanzen und Tieren in ihrer natürlichen Umgebung zu bewundern. Die Technik der Kameras erlauben uns authentische Begegnungen in natürlicher Umgebung selbst über lange Zeiten, in der Nacht oder außerhalb des sichtbaren Spektralbereiches. So ergeben sich Einblicke, die für uns ohne Technik gar nicht möglich wären, ohne dass Tiere sterben müssen. Ich selbst bin oft in der Natur unterwegs und habe meine Kamera dabei. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, nutzte ich Ausflüge und Spaziergänge, um Motive für unsere Tieraquarelle mit meiner Kamera einzufangen. Irgendwann später lasse ich mich von meinen Beobachtungen inspirieren und male nach meinen Fotos Wild life Aquarelle. Der Vorteil ist, dass ich von meinen Erlebnissen ganz viel in meine Bilder mit einbringen kann. Ich habe erlebt
- ob es warm oder kalt war,
- ob die Sonne schien, Schatten oder Wolken die Lichtstimmung bestimmten,
- wie hoch die Sonne stand und die Landschaft mit ihrem Licht einfärbte,
- ob der Wind, Regen oder Hitze den Tieren das Leben schwer machte,
- oder die Wellen der Ostsee für ein hohes Nahrungsangebotes sorgten und Möwen, Entena. Wasservögel Party am Strand feiern konnten,
- ob Adler, Milane, Bussarde oder Kraniche die Thermik nutzen konnten, um sich in die Luft zu schrauben,
- ob die erste Frühlingssonne die ersten Blüten und Insekten gelockt haben
- und und …
Ein ganz typisches Beispiel für diese Vorgehensweise ist, das Aquarell „Ein Schmetterling nascht an den ersten Obstblüten“. Während eines Ausfluges auf den Boddenwiesen bei Wustrow haben Hanka und ich das wunderbare Frühlingswetter genossen. Wir haben uns von wunderschönen Bauerngärten auf dem Fischland, den ersten Frühlingsblühern und Obstblüten genauso wir von der erwachenden Natur auf den Wiesen in den Bann ziehen lassen. Wir haben Reiter an der Ostsee und dem Bodden genauso beobachtet und fotografiert, wie Adler, Milane und die ersten Schmetterlinge. Wochen später ist dann auf Basis unserer Erlebnisse und der Fotos das Aquarell „Ein Schmetterling nascht an den ersten Obstblüten“ entstanden.
Ich hätte, dass Aquarell nie so malen können, wie ich gemalt habe, wenn ich mich nach einem präparierten Schmetterling in einem Schaukasten gerichtet hätte. Erst durch das Erleben, durch die Erinnerung an die Gefühle und die Stimmung ist das Bild zu entstanden. Ich hätte den Falter nach einem Präparat vielleicht exakter malen können, aber die Stimmung mit den Obstblüten hätte ich so nicht auf das Blatt gebracht. Vor einhundert Jahren hätte ich den Schmetterling vielleicht gefangen, auf eine Nadel gepiekt und in meine Sammlung einsortiert und später gemalt. Aber was hätte ich mit anderen Tieren den Adlern und Milanen auf diesem Ausflug gemacht?
Aus meiner Sicht sind das Töten und Präparieren von Tieren, um sie zu malen, auszustellen und zu sammeln nicht mehr zeitgemäß. Heute bietet mir eine Kamera bessere Möglichkeiten. Umso erschreckender ist es für mich, wie groß der Handel heute immer noch mit getöteten Tieren ist. Auch bei uns in Deutschland lassen sich mit toten Tieren zu Dekozwecken in Zeiten des Insektensterbens und des Kampfes um die Erhaltung der Biodiversität gute Geschäfte machen. Wenn Sie es nicht glauben, dass googeln Sie doch einmal „Schmetterlinge in Schaukästen“ oder „präparierte Tiere kaufen“. Zwar kann man die Anbieter verteufeln, aber wenn wir ehrlich sind, die Kunden erzeugen die Nachfrage. Deshalb meine Bitte: